Die Angriffsflotte funkte auf einer Frequenz, die von den Störschiffen nicht beeinträchtigt wurde. Es lag am Gegner, diese Frequenz zu entdecken, raffinierten Gegnern gelang dies erst in 20 bis 30 Paltortontas. Bis dahin gab es keine Funksprüche, nicht einmal Unterlichtfunksprüche. Durch die Störer kam nicht nur der Funkverkehr zum erliegen, auch die Ortungsergebnisse der Raumschiffe wurden verfälscht. Das traf auch für die Angreifer zu. Nur die Schiffe, die am nächsten beim Gegner standen, konnten genau Orten und entsprechend reagieren. Nun konnten nur noch die She‘Huhanii das Schlachtgeschehen beeinflussen. So hofften viele Arkii, dass das Kriegsglück auf ihrer Seite war.

Der vierte 1.117 Lichtjahre zu überwindende Sprung erfolgte pünktlich. Die Flotte tauchte exakt am errechneten Raumpunkt im Fart-System auf und beschleunigte sofort auf dreiviertel Lichtgeschwindigkeit. Die vier Störschiffe beschleunigten um 50% schneller, um Fart in dem Augenblick zu erreichen, wenn die Hauptflotte den vierten Planeten erreicht; ihre Formation war ein Tetraeder mit der Sonne Fart im Mittelpunkt. Damit sollten sie in der Lage sein, den Funk und die Ortung im gesamten System zu stören. Die Abfangeinheiten für die Planeten sonderten sich von der Hauptflotte ab; die Begleitschiffe, noch auf Warteposition, transistierten erst in 10 Paltortontas nach der Hauptflotte ins System und beobachten den Verlauf der Schlacht. Ihre Aufgabe war das Bergen und Retten der eigenen zerschossenen Raumschiffe. Mit dreiviertel Lichtgeschwindigkeit benötigte die KRAL-FART-Flotte knapp 14 Paltortontas, um die feindliche Flotte zu erreichen, in dieser Zeit wurde auch die SECINDA-Formation vollendet. Dann begann die Schlacht.

Kerasor beobachtete die Offiziere vor ihm an den Stationen, dann lenkte er seinen Blick auf den Panoramaschirm, der gut einsehbar war. Gebannt beobachtete er die Schiffsbewegungen.

Dies war nun ihr erster großer Flotteneinsatz. Ihre bisherigen Akademieerfahrungen basierte auf eine Verbandsgröße von maximal 20 Schiffen in einem Verband. Hier war nun eine Flotte mit über 300 Schiffen im Kampfeinsatz und einem nicht unbedingt vorhersehbaren Ende – das war mehr als aufregend.

Kerasor wischte sich kurz die Augen, da die Aufregung Augensekret erzeugte. Ein kurzer Blick über seine rechte Schulter zeigte ihm Auris, die wie er gebannt den Panoramaschirm beobachtete. Tranthar schien sich unwohl zu fühlen. Ein zartglänzender Schweißfilm bedeckte seine Stirn, nervös durchfuhr seine Rechte den imaginären Bart.

Kerasor erinnerte sich an die für ihn nicht so langweiligen Stunden zum Thema Flottenmanöver. Das SECINDA-Manöver – benannt nach der Blüte des Secinda-Mooses – war das klassische Manöver der Arki-Raumflotte an sich. Alle Schiffe befanden sich in einer Kugelformation, nicht fest an einem Platz gebunden, sondern rotierend. Das Führungsschiff – eine 800-Quars-Kommandoeinheit und sechs 500-Quars-Schlachtschiffe zum Schutz der Kommandoeinheit waren im Zentrum positioniert. Um das Zentrum rotierten in drei oder mehreren Schichten (je nach Flottenstärke) die verschiedenen Kampfverbände, von 60-Quars-Schiffen aufwärts bis zum 500-Quars-Schlachtkreuzer.

Mit dreiviertel der Lichtgeschwindigkeit näherten sie sich der gegenerischen Flotte, begannen mit dem Bremsmanöver. Als die ersten Einheiten Feindberührung meldeten, klappte die hintere Halbkugel der Formation in sieben gleichgroße Blätter nach vorne auf.

Die nicht in Kämpfe verwickelten Schichten zwei und drei zogen sich sanft zurück und die Blätter schlossen die feindliche Flotte ein. Somit stand der Gegner im Zentrum der Kugelformation und konnte vernichtend geschlagen werden. Die rotierenden Schiffe knackten im Salventakt dann mit Punktbeschuss die gegenerischen Schirme. Nach und nach wurde die Feindflotte aufgerieben.

So jedenfalls die Theorie. Im Kampfgeschehen konnte viel unvorhergesehenes passieren. Deshalb sollte sich ein erfahrender Kommandant nie auf nur eine Formation verlassen. Nur taktisches Geschick und ein quentchen Glück entschieden viele Schlachten.

Der auf- und abschwellende Gefechtsalarm riss Kerasor aus seinen Gedanken. Die 14 Paltortontas waren im Nu vorbei, über die vereinbarte Frequenzlücke wurde der Angriffsbefehl gegeben. Bisher hatten sie kein Schiff verloren, ein gutes Vorzeichen. Jetzt zählte jede Palsartonta, während sich die SECINDA-Formation zum Angriff formierte.

4. Hara 14.599 da Ark
4-65 Vot
Debara Hamtar
Fart-System, Planet IV
Kommandoschiff der TUSSAN-GAR-Klasse, ECHODIM
Kommandozentrale

Has’athor Saxxon Agh’tiga Kanayath beobachtete nervös die angezeigten Daten und Informationen auf dem riesigen Panoramaschirm. In seinem hervorgehobenen, acht Quars durchmessenden Leitstand, überblickte er die 60 Quars durchmessende Kommandozentrale der ECHODIM aus acht Quars Höhe. Noch immer zeigte das schnelle Pulsieren von vier Punkten nahe die Sonne Fart, dass die Spezialschiffe noch nicht ihre Position erreicht hatten!

Die ersten Schiffe hatten Feindberührung und die SECINDA formierte sich. Sein taktischer Stab teilte mit, dass die Formationsumbildung wie geplant vorangehe, aber die Störschiffe ihre entgültige Position noch nicht erreicht hätten. Sollten sie nicht an Ort und Stelle sein, könnten der Schlachtenausgang verzögert werden. Soweit nahm nun der Angriff seinen vorausberechneten Verlauf.

„Schickt einen Lakan zu den Spezialschiffen, die sollen nachsehen und wenn nötig, ihnen zu Hilfe eilen! Die Spezialschiffe müssen störungsfrei arbeiten!“

Einer der elf Offiziere in seinem Kommandoleitstand gab den Befehl weiter. Unbewegt beobachtete sich der Admiral das Schlachtgeschehen auf dem Panoramaschirm.

Die taktischen Anzeigen, Vorausberechnungen und das Schicksal der Flotte wurden vom Has’athor auf das Genaueste mitverfolgt. Selbst als seine Adjudanten, die Pal’athor Agara dom’len Emthon und Lantcoor del’moas D‘Tinsh sich neben dem Admiral stellten, ließ sein Blick nicht vom Panoramaschirm ab.

„Admiral, es erfolgt nun der Angriff auf das feindliche Kommandoschiff. Die SECINDA-Formation schließt sich und die angreifenden Spitzen haben gerade die Wächterschiffe ausgeschaltet. Es kann nur noch wenige Palsartontas…“

Auf dem Panoramaschirm leuchtete das anvisierte Ziel hell auf und erlosch. Ein „Ausgeschaltet-Zeichen“ nahm dessen Stelle ein und nahm Pal‘athor Lantcoor del’moas D‘Tinsh das Wort von den Lippen.

„Hier taktische Zentrale“ wurde es laut im Zentralleitstand vernommen. „Die gegnerische Flotte beginnt sich zu formieren! Achtung: Unbekannte Formation, wir berechnen Gegenmaßnahmen!“

Die taktische Anzeige deutete auf die vier Raumschiffskonzentrationen im Orbit des vierten Planeten. Sie schienen wie Stacheln aus dem Planeten zu wachsen. Während die restlichen Schiffe der feindlichen Flotte auswichen und somit Unruhe in die SECINDA-Formation des Angreifers brachten, war das Wachstum der vier „Stachel-Formationen“ beendet. Sie zeigten nun auf das Zentrum der Angreifer-Formation.