Start ins Ungewisse (Eyilon 14.595 d. A.)
Start ins Ungewisse
Tartor 5 to 14.594 da Ark
Endlich habe ich meinen Vater überzeugen können, dass Varynkor mir mehr zu bieten hat als die Offiziersausbildung bei unserer Heimatflotte. Varynkor ist neu, hat die neuesten Ausbildungsmöglichkeiten und selbst der Imperator hat der Akademie seinen Segen gegeben, fähige Ausbilder leiten Varynkor. Varynkor steht als Fanal gegen die zunehmende Dekadenz, die man allenthalben spürt. In drei Berlenprags muss ich mich bei der Akademie-Registratur auf Varynkor melden. Varynkor, ich komme!
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3 to Katani da Capit to 14.594 da Ark
Morgen startet das Schiff, das mich nach Varynkor bringt. Heute Abend noch eine kleine Feier mit Freunden vor dem langen Abschied, bevor mich der rauhe Ausbildungsalltag erwartet. Hohe Orbtans und Freunde der Familie haben mich in diverse Dinge der Offiziersausbildung in den letzten Tagen unterwiesen.
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4 to Katani da Capit to 14.594 da Ark
„Bzzz bzzz bzzz“. So langsam werde ich wach, mir ist warm und beengt. Ich richte mich etwas auf und ich weiss jetzt auch, warum. Zwei hüllenlose Schönheiten liegen links und rechts von mir, und ich liege ebenfalls nackt im Bett, so wie Arkons Götter mich erschaffen haben. „Bzzz bzzz bzzz“. Verdammte Zimmerpositronik. „Aus“ murmel ich. War das meine Stimme? Sie hörte sich so fremd und rauh an. Es muss doch gestern auf der Abschiedsfeier mehr Alkohol geflossen sein als ich wollte.
Mein Blick gleitet von den Rundungen der nackten Schönheiten und bleibt beim Zeitgeber hängen. Bei Arkons Göttern: In 50 Zehnteltontas habe ich noch ein letztes gemeinsames Frühstück mit meinen Vater Utral und meiner Schwester Chamah’ney!
Ich stubse die beiden mir unbekannten Frauen, die sich aus dem Schlaf quälen, teile ich Ihnen mit, dass es Zeit zum Gehen ist; robbe nach vorne aus dem Bett. Nach 5 Zehnteltontas sind die Frauen noch immer nicht voll ansprechbar. Da greife ich zum letzten Mittel und verabreiche jeder ein Stimulum mit der Injektionspistole. Das wirkt. Zu meiner Verwunderung ziehen sich die Frauen ohne zu Murren an und verlassen mein Zimmer. Ich habe Sie noch kurz belehrt, wie Sie ohne Geräusch und Gefahr erkannt zu werden, zum Gleiterstand unseres Khasurns kommen; wieder ein Problem weniger. 25 Zehnteltontas noch bis zum Frühstück. Schnell unter die Dusche, anziehen und dann zum Treffen.
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Zum Glück komme ich pünktlich zum Frühstück, mein Vater und meine Schwester sind bereits anwesend.
„Guten Morgen“ sage ich und setze mich auch an die Tafel. Da mein Vater bereits isst, nickt er mir nur zu. Chamah’ney trinkt nur Tee, sieht mich über den Rand Ihrer Tasse mit einem undefinierbaren Blick an und meint: „Und, Charrut, gut geschlafen?“. Die Betonung des Wortes „gut“ veranlasst mich, einen kurzen Blick auf das Gesicht meines Vaters zu werfen. Täuschte ich mich oder zuckte da seine Wangenmuskulatur? Haben beide etwas von den Frauen bemerkt? Ich hoffe nicht. Darum entgegne ich Ihre Frage mit einem nichtssagendem „Danke, wie immer“ und schenke mir auch Tee ein.
Das Frühstück verläuft relativ gesprächslos und ruhig. Nach dem Frühstück verabschiedet sich Chamah’ney schnell, nur eine kurze Umarmung von Ihr.
„Komm, Charrut“ sagt mein Vater und ich folge ihm hinaus in den Park. „Du solltest in Zukunft vorsichtiger sein. Dass ein Mann von Zeit zu Zeit weibliche Gesellschaft braucht, ist normal. Aber Du kennst Deine Schwester. Eure Beziehung ist sowieso angespannt und wenn ein öffentlicher Gleiter so früh von unserem Khasurn startet, fällt es auf“.
Er deutet auf eine Bank unter einem schattenspendenden Baum und sagt „Setzen wir uns.“.
Nebeneinander sitzend warte ich gespannt darauf, was er mir zu erzählen hat. Nach ungefähr 2 Zehnteltontas atmet er einmal tief durch, dreht sich mir zu und sagt: „Ich habe Deinen Wunsch entsprochen, Dir den Besuch der Faehrl von Varynkor zu genehmigen. Es ist mir nicht leicht gefallen, da Du jetzt der einzige männliche Nachkomme der del Harkon bist.“
Damit erinnerte er mich an meinen vor 4 Tai-Votanii verstorbenen Bruder und mein alter Schmerz kam wieder hoch. „Aber andererseits muss man auch loslassen können, und Du musst lernen, mit Deinen Entscheidungen, die Du in Zukunft treffen wirst, zu leben.“ Mit den letzten Worten zog er aus seiner Hosentasche ein Kreditchip heraus, hält ihn vor meinem Gesicht und meint: „Und damit fängt es an: Keine Unterstützung mehr seitens der Familie, um Deine Eskapaden finanziell zu bereinigen. Du hast ein Anfangsguthaben und bekommst monatlich einen Unterhalt. Und bei jeder bestandenen Prüfung oder Beförderung wird der Unterhalt erhöht, mehr aber auch nicht!“. Damit drückt er mir den Kreditchip in die Hand und meint: „Pass auf, wen Du als ‚Freund‘ betrachtest und Dein Vertrauen schenkst.“. Damit dreht er sich wieder zurück und sagt: „Lass uns noch eine Weile gemeinsam die Landschaft und die frische Luft geniessen, denn dazu wirst Du in den nächsten Tai-Votanii Deiner Ausbildung kaum noch Zeit finden.“
Zurück aus dem Park, packe ich meine letzten Sachen, noch 2 Tontas bis der zum Abflug. Schnell noch die letzten Dinge zurecht legen, die Zimmerpositronik umprogrammieren, einige Memos für Freunde hinterlegen und dann einen Gleiter reservieren, der mich zum zentralen Raumhafen bringt.
Am Raumhafen angekommen, hoffte ich, meinen Vater oder meine Schwester zum Abschied noch zu sehen, aber keiner von beiden ist anwesend. Toller Abschied.
Eine Durchsage informiert, dass der Flug nach Varynkor jetzt zum Einchecken freigegeben ist. Ich nehme meine Sachen und begebe mich zur Abfertigung…