35. Eyilon 14.599 da Ark
7-88 Vot
Debara Hamtar
Flottenstützpunkt Kembareth
Stützpunktempfangszentrale

Auris und Kerasor betraten das streng minimalistisch eingerichtete Vorzimmer von Has’athor Saxxon Agh’tiga Kanayath. Der Admiral einfacher Klasse unterstand dem direkten Befehl des Shekur Errenol Agh‘moas Loksomh und war der zuständige Flottenoberbefehlshaber der 3. Shekur-Flotte im Alageo-Sektor in Debara Hamtar.

„Die Kuriere Auris ter Loksomh und Kerasor nert Tamanar im Auftrag des Erhabenen Shekur Errenol Agh’moas Loksomh mit dringenden Befehlen für den Erhabenen Has’athor Saxxon ter Kanayath!“ meldete Auris mit ihrer klaren prägnanten Stimme.

„Weisen Sie sich aus!“ kam barsch die Antwort von der Ordonnanz zurück.

Sich einen Blick zuwerfend, öffneten sie ihre Uniformjacke und zogen beide ein Medaillon des Sonnenkurs hervor, dass sie jeweils an einer Kette am Hals trugen. Die Medaillons zeigten ein irisierendes lilafarbenes Symbol. Es war dreigeteilt, dem Zeichen Arkons nachempfunden und enthielt zwölf Howalgona-Kristalle, jeder Stein in einer Farbe, zusammen im Regenbogenfarbensystem kreisförmig angeordnet. Im Mittelpunkt stach ein greller weißblauer Leuchtpunkt hervor; das Ganze schien von einer Art durchsichtigen Emailschicht geschützt zu werden. Die beiden hielten sich das Medaillon an die Stirn. Das weißblaue Licht wurde greller und schien aus dem Medaillon hevorzubrechen. Wenn man blinzelnd die Augen zusammenkniff, sah man ein Hologramm der Sonne Arkon, von Tiga-Ranton umkreist. Es blieb knapp eine Paltortonta aktiviert, dann verschwand das Hologramm wieder.

„Danke!“, kam nun ein angenehmerer Ton und mit etwas mehr Respekt von der männlichen Ordonnanz. „Bitte folgen Sie mir, der Erhabene Has’athor ist noch in einer wichtigen Besprechung, die noch einige Palbertontas andauern wird!“

Die beiden sahen sich kurz an, und folgten der Ordonnanz in das Nebenzimmer. „Wenn Sie eine Erfrischung benötigen, bitte bedienen Sie sich!“ Damit zeigte er mit der offenen Hand auf die Theke, die sich in einer der Ecken befand, und verschwand nach einem kurzen Gruß.

Kerasor schritt lässig in den Warteraum, in dem außer der Theke und einem ausgeschalteten Bildschirm nur drei Sessel standen. Er ging hinter die Theke und entdeckte dort einen aktiven Bildschirm. Auf ihm waren eine Menge an Getränken abgebildet.

„Ah, hier kann man die Getränke bestellen!“ freute sich Kerasor. Dann wandte er sich an Auris. „Möchtest Du etwas besonderes?“

Auris legte ihren Kopf in den Nacken und überlegte einen Augenblick lang. „Bitte ein Wasser mit Cerae-Geschmack und ohne Eis“, sagte sie dann kurzentschlossen.“

Kerasor kam dem Wunsch seiner Mitstreiterin nach, bestellte ihr das Getränk und nahm für sich ein Glas Nettoruna. Nach fünf Paltortontas schoben sich aus einer Versenkung zwei Gläser auf die Theke.

„Was hast Du Dir bestellt?“, wollte Auris neugierig wissen, nachdem Kerasor ihr das Wasser  gebracht hatte.

„Einen Nettoruna, einen der teuersten Weine Arkons. Ich hätte nicht gedacht, dass ich ausgerechnet hier die Gelegenheit bekomme, ihn zu probieren.“ Kerasor lächelte in wahrer Vorfreude. Dann schloss er die Augen, nahm einen kleinen Schluck und rollte den Wein genießerisch über die Zunge.

Auris sah, wie die Begeisterung aus Kerasors Miene verschwand. Schließlich verzog er gar das Gesicht. „Was ist los?“ fragte sie, „war er zu lange gelagert?“

„Nein, das nicht, aber er ist recht sauer. Ich mag lieber süße Weine, aber in der Not…“

Kerasor setzte an, trank das Glas in einem Zug leer und verzog für eine Paltortonta wieder sein Gesicht, was Auris amüsierte und zum lauten Lachen animierte.

Kerasor stimmte in das Lachen mit ein und bestellte sich ein Glas Yonki. Das dunkelrotbraune fast schwarze Getränk strömte einen penetrant süßlichen Geruch aus.

„Kennst Du Yonki-Bier?“

„Ja“, bestätigte Auris gedehnt, „aber das trinke ich nur zum Essen. Ich habe noch nie verstanden, wie gewisse Leute dieses Gebräu einfach so hinunter bekommen.“

„Nun, wenn‘s nicht schmeckt, einfach ansetzen, die Luft anhalten und laufen lassen!“ erklärte Kerasor augenzwinkernd. Er hob den linken Arm, sah auf das Vot und wechselte das Thema. „Man lässt uns ganz schön warten. Wir sitzen jetzt gut 3 Palbertontas in diesem Zimmer. Wie wichtig kann die Besprechung des Has’athor Kanayath sein?“

Bei der Erwähnung des Admirals wurde Auris Gesichtsausdruck plötzlich starr, ihre Atmung schneller. „Eine Bitte, Kerasor“ wandte sie sich nach kurzem Zögern mit etwas leiser Stimme an ihn. „Wenn der Has’athor eintritt, würde ich gerne das Wort führen. Geht das für dich in Ordnung?“

„Warum nicht?“ Kerasor zuckte gleichgültig mit den Schultern. „Ob ich oder Du, solange wir unseren Spruch aufsagen, die Kristalle abgeben und unsere neuen Befehle empfangen, ist mir das recht.“

„Gut. Dann eine zweite Bitte: Sollte ich mich nicht mehr beherrschen können, halte mich zurück! Ja?“

Etwas irritiert sah Kerasor Auris an. „Habe ich das gerade richtig verstanden? Ich soll Eure Erhabenheit bremsen? Das ist ja ganz was Neues!“

Auris neigte ihren Kopf etwas zur Seite. „In diesem besonderen Fall ist es mehr als notwendig!“

„Dann ist es versprochen. Ich werde die Erhabene bremsen, sollte Sie zu weit gehen; ich frage auch nicht nach dem Grund, aber angesichts Ihrer Erregung, dürfte mehr dahinter stecken…“

Auris bemerkte wohl, wie betont Kerasor den letzten Satz aussprach. Sie kannte ihn inzwischen so gut, dass sie wusste, jetzt interessierten ihn die Hintergründe und er würde nicht locker lassen. „Vielleicht werde ich dich in meine Geheimnisse einweihen“, vertröstete sie ihn, „aber jetzt und heute nicht; brems‘ mich einfach, bitte!“

„Ich stehe zu Ihrer ständigen Verfügung, Erhabene!“ antwortete Kerasor, während er eine höchstwichtige Miene aufsetzte.

„Danke für dein Vertrauen“, sagte Auris ernst. Dann blitzte jedoch kurz der Schalk in ihren Augen auf. „Wie war das mit der ständigen Verfügung?“ fragte sie spitz. „Bringe er mir noch ein Wasser!“

Kerasor nickte seufzend und stand auf, als sich plötzlich eine Wand zur Seite schob. Zwei Männer und eine Frau traten ein.

Kerasor reagierte sofort und salutierte, Auris stand ihm in nichts nach.

„Die Kuriere Auris ter Loksomh und Kerasor nert Tamanar im Auftrag des Erhabenen Shekur Errenol Agh’moas Loksomh mit dringenden Befehlen für den Erhabenen Has’athor Saxxon Agh’tiga Kanayath!“ leierte Auris ihren einstudierten Text herunter.

„Sieh an, die Kuriere! Darf ich Euch um die Legimitation bitten? Nur der Form halber!“ Der Admiral blieb vier Quars vor ihnen stehen.

Erneut zogen die beiden ihre Medaillons hervor, hielten sie kurz an die Stirn, erneut pulsierten die Hologramme des Arkon-Systems.

„Somit ist Eure Legimitation bewiesen!“ bestätigte der Admiral zufrieden. Was habt Ihr für mich?“