Charrut hatte den Tato in die Enge getrieben, er saß in der Falle. Er rief hinüber: „Kerel nert’tiga Harkon, ergeben Sie sich und sie erhalten eine Gerichtsverhandlung, andernfalls werde ich es hier und jetzt beenden!“ Als Antwort erhielt er ein Gelächter und in seiner Nähe schlugen verstärkt Energiestrahlen ein, die das Metall des Bodens und der Maschinen zum Schmelzen brachte. Charrut sah sich um, ob er eine bessere Deckung fand, aber bis auf das schwere Maschinenaggregat, hinter dem er sich verbarg, gab es nichts. Ihm blieb nichts anderes übrig, als selbst verstärkt zurück zu schießen, um sich Entlastung zu verschaffen.

  Einige Zeit ging der Beschuss hin und her, die Luft in dem Maschinenraum kochte, die Klimaanlage schaffte es nicht, die Hitze vollständig abzuführen. Der Handstrahler, den Charrut benutzte, blinkte schon rot, ein Zeichen, dass auch die Waffe sich überhitzte. Zwischen den Schüssen vernahm Charrut ein Geräusch und lugte hinter dem Maschinenblock hervor. Dort sah er, wie der Tato aus seiner Deckung hervorbrach und auf seine Position zurannte. Charrut schoss auf den heranstürmenden Tato, der sich in seinem Schutzschirm sicher wähnte. Er musste feststellen, das sein leichter Handstrahler nutzlos war. Der Tato war nur noch wenige Quars von ihm entfernt, als sich Charrut umdrehte und sich mit einem gewaltigen Hechtsprung zu seinem schweren Handstrahler katapultierte.

  Dort, wo er eben noch Schutz gesucht hatte, schlugen jetzt die Energiestrahlen des Tatos ein und brachten das Metall zum Schmelzen. Charrut griff beim Aufprall auf den Boden nach seinem Strahler, rollte sich über seine rechte Schulter ab, brachte den Strahler irgendwie in Position und zog den Auslöser durch. Er sah, wie der Schutzschirm des Tato zusammenbrach und der Tato mit einem Aufschrei zu Boden stürzte.

  Er stand langsam auf und ging auf den Tato zu. Als er bei ihm ankam, sah er, dass er vor einem Sterbenden stand. Kerel nert’tiga Harkon richtete seine Augen auf ihn und sagte mühsam und mit röchelnder Stimme, immer wieder unterbrochen von blutigen Hustenanfällen: „Eure Tage auf Varynkor sind gezählt. Es wird ein Sturm kommen, der Euch und Eures Gleichen hinwegfegen wird!“. Dann hob er seine Hand, die bisher zum Teil unter seinem Körper verborgen war hervor, richtete eine selten gesehene Projektilwaffe auf Charrut und drückte ab. Vor Entsetzen weiteten sich seine Augen und er konnte sich gerade noch zur Seite drehen, das Explosionsprojektil verfehlte ihn um Haaresbreite. Er sah nicht, wo das Projektil einschlug, er hörte nur das Geräusch einer heftigen Explosion und dann war… nichts mehr.

  Als Charrut wieder zu sich kam, sah er Bauchaufschneider in ihren weißen Kitteln um ihn herumstehen. Er lag in einem hell erleuchteten Raum und spürte, wie Schläuche in seinen Körper geführt wurden. Dann schwand wieder sein Bewustsein…

* * *

  Beim nächsten Erwachen, was diesmal wesentlich langsamer vor sich ging, stand sein Vater neben ihm. Er wollte etwas sagen, aber er hatte eine trockene Kehle und brachte nicht mehr als ein paar heisere Töne von sich. Seine Vater beugte sich zu Ihm und flösste ihm etwas Wasser ein. Nach einigen gierigen Schlucken fühlte sich seine Kehle wieder normal an. Charrut fragte verwirrt: „Was ist geschehen? Wo bin ich?“

  Sein Vater setzte sich auf einen Stuhl neben seiner Liege und antwortete behutsam: „Du bist in einem Medikcenter in Derechu-Etset im Suhenu-System. Du hattest Glück und kannst den She’Huhan danken, dass du noch am Leben bist. Der Tato muss einen Energieleiter getroffen haben, der dann explodiert ist. Nur deinem schweren Kampfanzug hast du zu verdanken, dass du bis auf einige Knochenbrüche und Hautverbrennungen keine schwereren Verletzungen abbekommen hast. Die Mediker meinen, das du noch einige Pragos hier bleiben musst.“

  „Wie lange bin ich denn bereits hier?“

  „Es sind jetzt 9 Pragos vergangen.“

  „Und wie habt Ihr mich gefunden?“ fragte Charrut, dem jetzt die Ereignisse wieder einfielen, seinen Vater.

  „Deine Kampfanzugspositronik hat einen Alarm gesendet, der angemessen wurde, als du durch die Explosion schwer verletzt warst. Außerdem hatte sich der Arbtan, den du in der Kommandozentrale zurück gelassen hattest, gemeldet. Ich habe Chamah’ney informiert, damit Sie beruhigt ist.“

  „Und Onytia de’moas Chihan? Wie geht es Ihr?“

  „Sie hat sich von der Entführung und den Verletzungen erholt. Aber darüber können wir uns ein anderes mal unterhalten. Die Mediker haben gesagt, ich soll dich nicht zulange stören, du sollst dich erholen. Außerdem muss ich wieder los, mich um einige Probleme hier auf Derechu kümmern. Wir sehen uns morgen wieder.“ Sein Vater nahm Charruts linke Hand in seine beiden eigenen und sagte: „Ich bin Stolz auf dich, mein Sohn. Du hast das richtige getan! Onytia und ich wissen nicht, wie wir danken sollen, dass du unser Leben gerettest hast.“
„Ihr müsst mir nicht danken, schliesslich ging es um die Familie, um die Ehre, die Ehre ein ‚del Harkon‘ zu sein. Aber wir sollten nicht die vergessen, die dafür im Kampf Ihr Leben gelassen haben!“
„Das werden wir nicht!“ sagte sein Vater zustimmend.
Bevor sein Vater ging, holte er noch eine kleine, faltbare KSOL aus seiner Tasche und reichte sie Charrut schmunzelnd: „Hier sind zwei Nachrichten für dich, mein Sohn. Sie werden dir gefallen“, stand auf und ging.

  Nachdem Charrut alleine war, aktivierte er das Gerät. Dort war zu lesen, das je eine Nachricht von Auris ter Loksomh und eine von Onista Ferinei für ihn hinterlegt war zum Abrufen. Er legte sich bequem hin, soweit es die Verletzungen und medizinischen Geräten, an denen er angeschlossen war, zuließen und fing an zu lesen…