Nach einiger Zeit seufzte Adara und erwiderte: „Ich verstehe, warum ihr darüber Stillschweigen vereinbart habt. Aber dass du es mir nicht erzählt hast, verstehe ich nicht. Ich bin deine Frau, ich dachte, wir hätten keine Geheimnisse voreinander! Und mit deiner Entscheidung für Merida bin ich erst recht nicht glücklich, aber wenn du der Meinung bist, dass es so richtig ist, trage ich die Entscheidung mit.“

„Verzeih mir. Ich verspreche dir, dass ich vor dir keine Geheimnisse mehr haben werde! Und was Merida angeht, denke ich, dass es die richtige Entscheidung ist! Es ist gut, dass du mir den Rücken stärkst.“

Adara stand auf und sagte: „Ich ziehe mich für eine Weile zurück. Bauchaufschneider Yurna hat empfohlen, dass ich mich ausruhe“. Mit den letzten Worten drehte sie sich um und verließ das Arbeitszimmer von Onuk.

* * *

Onuk hatte der Positronik befohlen, eine Hyperfunkverbindung zu Ultral I. del’moas Harkon herzustellen. Nachdem er einige Palbertontas warten musste, teilte ihm die Positronik mit, dass die Verbindung hergestellt worden sei.

Onuk stellte sich vor dem großen Monitor und wartete darauf, dass sich das Gerät aktivierte. Als es soweit war, erblickte er Ultral.

„Ich grüße dich mein Freund“ sagte Onuk.

„Hallo Onuk. Du siehst mich leicht verwundert. Mit einem Anruf von dir habe ich jetzt nicht gerechnet. Gibt es mit den Erzlieferungen Probleme?“ fragte Ultral.

„Nein, die Lieferungen durch die Mehandor sind in Ordnung. Aber trotzdem rufe ich dich wegen eines speziellen Geschäftes an.“

Ultral nickte leicht und sagte: „Sprich, um was geht es?“

„Nein, nicht per Funk. Das Geschäft ist zu speziell. Könnte ich morgen zu dir kommen? Ich würde es gerne mit dir unter vier Augen bereden.“

Ultral blickte Onuk verwundert an, sagte aber: „Selbstverständlich kannst du gerne nach Harkon kommen.“

„Dann erwarte mich zur Mittagszeit auf Harkon. Ich werde per Transmitter eintreffen“

„Also gut, dann bis morgen Mittag. Ich erwarte dich“ erwiderte Ultral und beendete das Gespräch.

* * *

am nächsten Prago im Kasurn del Harkon

Ultral wartete in der Nähe der khasurneigenen Transmitterstation auf die Ankunft von Onuk de’moas Ariga, einem alten Geschäftspartner und Freund. Die Aussage von Onuk, das er wegen eines speziellen Geschäftes extra nach Harkon kommen würde, hatte ihn überrascht. Normalerweise wurden Geschäfte per Hyperfunk abgewickelt, persönliche Kontakte wurden oftmals nur am Anfang einer neuen Geschäftsbeziehung gemacht, ansonsten blieb für diese Art der Kontakte einfach zu wenig Zeit. Er hatte gestern noch darüber gegrübelt, was es sein konnte, weswegen Onuk selbst kommen wollte, war aber zu keinem Ergebnis gekommen.

Die Kontrolleinheit zeigte grünes Licht und das Rematerialisierungsfeld zeigte ein absolut schwarzes Feld. Gleich musste Onuk erscheinen. Ultral warf nochmals einen Blick zu seinen beiden Gardesoldaten, die im gehörigen Abstand warteten.

Ein Ton erklang und aus dem Rematerialisierungsfeld trat Onuk de’moas Ariga.

Ultral trat auf seinen Freund zu und sie reichten sich die Arme. „Willkommen auf Harkon, mein Freund“ sagte Ultral.

„Vielen Dank“ erwiderte Onuk freundlich.

„Kein Gepäck dabei?“ fragte Ultral.

„Nein, ich kann leider nur einige Tontas bleiben, dann muß ich wieder fort“ erwiderte Onuk.

„Laß uns in den Garten gehen. Ich habe Essen und Trinken herrichten lassen. Ich bin schon sehr gespannt auf das spezielle Geschäft.“

Gemeinsam gingen sie in den Khasurngarten und setzten sich in den Schatten.

Es trat ein Diener heran und goß ihnen beiden aus einer Karaffe gekühlten Wenas ein. Nachdem der Diener sich wieder zurückgezogen hatte, fragte Ultral: „Nun, ich bin gespannt auf deine Worte!“.

Onuk hatte sich seine Worte schon zurechtgelegt.

„Nun, zum einen bin ich gekommen, um über die Menge der Erzförderung, die ich dir bisher abgenommen habe, zu reden. Über die Menge und den Preis.“ Er holte seine KSOL hervor, aktivierte sie, sah kurz auf das Display und reichte sie Ultral. Ultral nahm sie, warf einen Blick darauf, dachte kurz nach und sagte dann: „Mein Freund, selbst wenn ich diese Menge an Erz zu dir liefern lassen würde, stimmt der Preis dafür nicht. Der ist weit unter dem, den wir kalkuliert haben. Völlig indiskutabel!“ und legte die KSOL wieder vor Onuk auf den Tisch ab.

Onuk hatte mit dieser Reaktion gerechnet. Auch er hätte abgelehnt.

„Hast du schon eine Lösung für deinen Sohn Charrut gefunden?“ fragte er zurück.

Ultral trank langsam einen Schluck vom herrlich gekühlten Wenas und dachte nach. ‚Was hat Charrut damit zu tun? Was will mir Onuk verkaufen? Jetzt kommt wohl das ’spezielle‘ Geschäft auf den Tisch‘.

Laut sagte er: „Nein, habe ich noch nicht“.

Onuk senkte seine Stimme und sagte, fast schon im Verschwörerton: „Aus diversen Gründen bin ich bereit, dir bei der Partnerwahl für deinen Sohn behilflich zu sein!“

Ultral sah seinen Freund fragend an und erwiderte: „Onuk, wir kennen uns jetzt schon so lange. Rede mit mir offen und ehrlich!“

„Also gut, mein Freund“ sagte Onuk seufzend. „Ich denke, wir können uns beide behilflich sein. Ich stecke momentan in zweierlei Hinsicht in Schwierigkeiten. Zum einen ist in einem von mir verwalteten Planeten derzeit die Erzförderung durch einen Vulkanaus­bruch zusammengebrochen, wir können die Erzförderung frühestens in zwei oder drei Vothanii wieder aufnehmen. Darum brauche ich mehr Erz, viel mehr Erz, als wie unser Vertrag es vorsieht. Ich brauche dir wohl nicht sagen, wie hoch Vertragsstrafen ausfallen wenn man nicht vertragsgemäß liefern kann. Und zum anderen hat meine jüngste Tochter, Merida, wiederholt mit ihren Eskapaden einen meiner wichtigsten Vertrags­partner vor den Kopf gestoßen, so daß er mit der Auflösung aller Geschäftsbezie­hungen droht. Wir haben in der Vergangenheit alles getan, dass Merida Vernunft annimmt, aber da sind wir wohl gescheitert. Und da fiel mir ein, was du bei unserem letzten Treffen gesagt hattest. Dass du eine Ehepartnerin für deinen Sohn suchst, damit dein Sohn den Stammbaum der Harkonii weiterführt und dass er durch die Ehe lernt, Verantwortung zu übernehmen“.

Ultral hatte mit größtem Interesse zugehört. ‚Sollte sein Wunsch Wirklichkeit werden? Eine Frau für seinen Sohn, und dann noch aus einem höheren Adelskreis?‘ Er glaubte nicht, was er hörte. Sollte es wirklich möglich sein, den ‚Fluch‘ der Harkonii nach fast einem Votharsars fast komplett aufzuheben? Nur kurz tauchte die Verbannung der Harkonii von Gos’Ranton und auch das Verbot, das jemals wieder ein Harkonii auf eine Raumakademie gehen durfte in seinen Gedanken auf, ehe er wieder Onuk seine volle Aufmerksamkeit schenkte. Trotz aller Euphorie über das Gehörte fragte er kühl: „Und was kostet mich das?“
Onuk konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen, als er antwortete: „Nun, alles hat seinen Preis! Dafür, dass du eine Schwiegertochter erhälst und dann auch noch aus einem höheren Adelsrang sind wohl 10% des Khasurnvermögens kein zu hoher Preis! Da stimmst du mir doch zu, oder?“