Begegnungen (Tartor 14.597 d. A.) – Teil 1
Charrut saß in seinem Zimmer und wartete. Vor ihm auf dem Tisch lagen der abgenommene Armbandkommunikator und seine KSOL bereit, falls sich der Attentäter bei ihm meldete. Die 17 Tontas waren eben abgelaufen. Dass die Person, die sich bei ihm gemeldet hatte, der Attentäter und Mörder war, war für Charrut in den zurückliegenden 17 Tontas immer mehr zur Gewissheit geworden. Es war alles vorbereitet: Vom Treffpunkt über die Unterstützung seitens Tranthar und seiner Sippe bis hin zu seiner eigenen Einstellung – insbesondere seine eigene Einstellung. Er hatte dem Mörder sein Wort gegeben, keine Gewalt gegen ihn auszuüben. So oft er auch in der Vergangenheit mit seinem Vater Auseinandersetzungen hatte, so musste er doch zugeben, dass sich seine khasurninterne Ausbildung, als Nachfolger seines Vaters und als Angehöriger des Mittleren Adels, nicht vergebens war. Ein einmal gegebenes Wort würde man nicht brechen, ohne das Gesicht zu verlieren. Weder vor anderen noch vor sich selbst. Nein, er würde sein Wort halten, obwohl alles in ihm danach trachtete, den Mörder eigenhändig zu töten.
Der Armbandkommunikator gab ein Signal von sich; eine Nachricht war eingegangen. Er rief die Nachricht ab: Der Mörder erwartete seine Antwort!
Er tippte diese ein. Er hatte sie in Gedanken schon längst formuliert gehabt.
‚Ich will Sie von Angesicht zu Angesicht sehen und aus ihrem Mund erfahren, was Sie wissen. Außerdem erwarte ich alle Informationen auf einem Speicherkristall. Treffpunkt ist ein verlassener Stützpunkt im Asterioidenfeld eines Nachbarsystems von Varynkor am 11. Prago to Dryhan zur 16. Tonta. Die Koordinaten folgen am Ende dieser Information. Kommen Sie allein mit einem Beiboot. Wenn Sie nicht damit einverstanden sind, kontaktieren Sie mich nicht mehr!‘. Charrut tippte im Anschluss die Koordinaten der verlassenen Ortungsstation ein, überprüfte nochmals seine Angaben und sendete die Nachricht.
Jetzt hieß es abwarten, ob sich der Mörder von Onista darauf einließ. Mehr konnte er momentan nicht tun.
Nach einer gefühlten Ewigkeit bekam er eine Antwort. Der Mörder wollte von ihm nochmals die Zusicherung, dass er keine Gewalt ausüben würde. Er antwortete, er bürge mit seinem Ehrenwort, dass er keine Gewalt gegen ihn ausüben und ihn an einen sicheren Zufluchtsort bringen würde!
Eine knappe Tonta später war das Treffen endgültig vereinbart. Jetzt musste er nur noch Tranthar informieren, dass die Aktion angelaufen war.
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