Jahrgangstreffen 14.666 da Ark

Creyven del Hemar marschierte ungeduldig im Warteraum 111 umher. Die lauten Schritte seiner metallenen Beinprothesen hallten durch den Raum. Er blieb stehen, verzog kurz sein Gesicht wegen eines innerlichen Schmerzes und rieb sich den kahlen Kopf. Die Schädelplatte wurde damals vor 67 Jahren durch eine plastisch angepasste Arkonitplatte ersetzt. Seitdem befielen ihn bei Unruhe und Aufregung Kopfschmerzen. Selbst das schnell geschluckte Ara-Präparat brauchte 2 Minuten, bis die Wirkung einsetzte.

‚Wo bleiben die nur‘, dachte er sich ungestüm, ‘es ist bald 10.00 Uhr. Sollten eigentlich nicht pünktlich, sondern 10 Minuten früher eintreffen, so wie er es von sich gewohnt war.‘

Das leise Zischen einer sich öffnenden Tür riss ihn aus seinen Gedanken. Er drehte seinen ganzen Körper sanft qiuetschend zur Tür.

„Ah, Creyven, Hallo“ tönte es herüber. Eine zierliche Person schwebte im Robotstuhl herein. Ihre Beine fehlten und ihre Arme wurden durch mechanische Tentakel ersetzt, die über Nervenrezeptoren des Schwebestuhls gesteuert wurden.

„Es wurde aber auch Zeit, Ellie, dass jemand kommt. Wollte schon gehen!“

„Die anderen kommen bestimmt bald, bisher sind sie alle noch erschienen. Und wenn jemand gestorben wäre, wüssten wir das! Wie geht es Dir?“

„Na wie halt, wie es einem Veteranen der Arkonflotte so geht. Mehr schlecht als recht und die verdammten Schmerzen plagen mich immer mehr!“ erwiderte Creyven. „Und mit Dir alles in Ordnung?“

„Grundwegs, wie man es so nimmt. Habe wieder genug verdient, um mir endlich das linke Auge zu leisten. Diese Araii ziehen aber einem auch das letzte Hemd vom Leib. Siehst du, jetzt habe ich zwei grüne Augen. In fünf Jahren erlaubt wir meine Veteranenrente dann den Ersatz meines rechten Oberarmes.“

Sie baute sich vor Creyven auf, er sah ihr in die Augen. „Na fast wie früher“, meinte er  und marschierte wieder durch den Raum.

„Und was treibst Du so auf Varynkor?“ fragte sie.

Er ließ sich Zeit mit der Antwort. „Na was wohl! Als Veteran hier auf diesem scheiß Veteranenplaneten ist es stink langweilig. In der Akademie brauchen sie mich nur als Anschauungsobjekt, was aus einem Thos’athor so werden kann – sonst marschiere ich nur um den Raumhafen herum!“

Bevor Ellie antwortete, öffnete sich erneut die Tür und zwei Männer im gestandenen Alter traten ein.

„Ah, Ariol und Etzor!“ riefen Ellie und Creyven im Chor.

„Hallo Ihr beiden“, bemerkte Ariol und Etzor nickte. „Wie gehts, wie stehts, wie läuft‘s?“

„Wie immer“ meinte Creyven und Ellie deutete mit einem Tentakel auf ihr linkes Auge und zwinkerte den beiden Ankömmlingen zu.

„Hast Du was mit Deinem Auge?“ fragte Ariol. Etzor rempelte seinen Ellbogen in Ariols Seite. „Du sollst ihr neues linkes Auge bewundern!“ brummte er.

„Ach so“, meinte Ariol, „so ein schönes linkes Auge, sieht fast wie rechts aus. Haben die ein rechtes genommen und Dir links eingesetzt? Würde mich nicht wundern!“ Ariol rückte immer näher an Ellies Kopf.

„Idiot“ murmelte sie und dreht den Robotstuhl in die andere Richtung.

„Und Creyven, wie geht es deinen mechanischen Beinen?“ wandte sich Ariol nun an ihn.

„Ich hätte besser auf meinen alten Körper aufgepasst! Aber vorbei ist vorbei!“ erwiderte Creyven.

„Na, da weiß ich jemanden, der kann Dir helfen. Sie mal meinen Körper an. Wie der von Tran-Atlan, wohlproportioniert, gutaussehend und stählern! Meine sämtlichen Kriegsverletzungen wurden somit weggewischt, die Frauen schauen mir nur so nach.“

„Sieht mir aber nicht nach solidem Arkon-Stahl aus!“ bemerkte Creyven sarkastisch und klopft sich auf sein metallenes Bein.

„Die Sternengötter bewahren mich vor so etwas!“ Kreischte Ariol entsetzt auf und zuckte etwas seltsam mit dem Kopf. „Heutzutage geht nichts über Gentechnik – ein gutgezüchteter Klon mit Kopftransplantation kostet auch nicht die Welt!“

„Bist Du krank?“ warf Ellie ein „weil Dein Kopf so komisch zuckt.“

„Nein, das nicht, aber den perfekten Klon haben die Araii auch noch nicht erfunden. Ab und zu gibt es motorische Probleme, ist aber nicht weiter tragisch, tragisch, tragsch, tsch, tsch, tsch….“

Erneut öffnete sich die Tür. Charrut, Kerasor und Tranthar traten ein. Die drei schienen recht vergnügt und sahen recht gesund aus, an ihrem Äußeren fand man keinen Makel, wie er durch eine Kriegsverletzung oder anderen gefährlichen Ereignissen entstanden sein konnte. Auch Etzor sah unversehrt aus.

„Tag, Etzor, alte Haus“ lachte Tranthar ihn an. Er zog eine Rolle aus seiner Brusttasche und überreichte sie Etzor. „Hier, die HEL XXXL gehört wieder Dir!“

Überrascht sah ihn Etzor an. „Wirklich? Da wird sich Vater aber freuen. Danke! Wie komme ich zu dieser Ehre?“

„Na ja“, meinte Tranthar, „die habe ich einem Paria abgeluchst, der mir in letzter Zeit auf die Nerven ging. Nun freut er sich über ein schönes Stück Grund und Boden auf Halba und ist so weg aus der Weltraumfahrerei. Wieder einer weniger“ und lachte dabei laut auf. „Ha, ha, ha…“, Etzor stimmte mit ein.

„Und wie geht es Euch so?“ Wollte Creyven von den anderen Wissen?

„Nun, wie Ihr wisst, bin ich jetzt das Oberhaupt des Harkon-Khasurns und ich bin nach Arkon eingeladen worden, in den Großen Rat.“ berichtete Charrut.

„Wow“, meinten Ellie und Creyven wie aus einem Munde!

„Man tut was man kann“, meinte Charrut. „Mit der Unterstützung von Tranthar, der nun sein 1000. Schiff in Dienst gestellt hat und mit Kerasors Hilfe, der als designierter Nachfolger von Errenol da Loksomh mich kräftig unterstützt, gehen solche Dinge voran. Und Ariol – uns ist zu Ohren gekommen, dass man dich von Zalit verbannt hat?“

„Frage nicht, habe für 10 Jahre Zutrittsverbot erhalten. Die Deppen sahen nicht ein, dass eine Umstellung von 25 % unserer Wirtschaftskraft zur Herstellung von realplastischen  aufblasbaren Gummipuppen uns einen Vorteil gegenüber den Mehandor bringen würde, besonders, dass wir unsere Produkte wieder selbst durch das Tai Ark’Tussan transportieren, vermarkten können und den Verkauf nicht den Mehandor überlassen müssen. Aber so bin ich zufrieden. Und nach Zalit komme ich jederzeit in einer meiner Vario-0815-Masken.“

Tranthar und Etzor sahen sich schmunzelnd an, schließlich unterstützten sie die Bemühungen Ariols, diese Produkte selbst vertreiben zu müssen und arrangierten ein Handelsmonopol für Ariol. Doch bisher entpuppten sich diese Puppen nicht als der Renner.

„Euch geht es immer so gut“, meinten wieder Ellie und Creyven sehnsuchtsvoll, „wie schafft Ihr das nur so?“

„Ganz Einfach“ meinte Kerasor. „Wir haben uns immer bemüht, unseren Charakter zu formen, unsere Ideen niedergeschrieben und uns um unsere Personen und die Hintergründe gekümmert. Hättet Ihr das auch getan, und immer mal öfter auf die Varynkor-Homepage gesehen, wäre Euer Leben bestimmt anders verlaufen….“