Nach der Landung warteten gut 50 Thos’athor im Schatten des Raumschiffs auf die weitere Beförderung. Es dauerte nicht lange, bis ein Sportgleiter auftauchte und langsam um unsere Gruppe herumschwebte. Der Begleiter des Piloten sah sich die Thos’athor an und als er die Frauen entdeckte, fragte er laut nach Auris. Überrascht drehte sie sich um und sah die Leute im Gleiter an. „Ihr Cousin schickt uns, wir sollen Sie abholen.“

Auris schüttelte den Kopf. Bevor der Unbekannte weiter reden konnte, näherte sich der Transportbus. Der Gleiter startete plötzlich mit einem irrwitzigen Manöver durch und verschwand in der Ferne. Merkwürdig – etwas schien hier es nicht mit rechten Dingen zu gehen…

Der Transportbus entpuppte sich als riesiger Luxusgleiter, in dem wir alle, auch Auris, eine gute Tonta verbrachten, bis wir auf dem Landedeck eines einsamen Kegeltrichters von annähernd 100 Quars Höhe unser Ziel erreichten. Wir wurden von einem Arki empfangen, der jeden von uns aufforderte, auf dem Weg zur Registratur sich einen Heldennamen auszudenken und ihm diesen zu nennen. Mir fiel spontan, ich weis auch nicht warum, der Name „Shoun“ ein. Etzor, der Mehandor, ließ sich als „Toptor“ eintragen, Auris als „Zhyvitra“ und der Zaliti bezeichnenderweise als „Tran-Atlan der 12.“. Wie sollte es bei diesem Möchtegern-Arki auch anders sein!

Dort erhielten wir von demselben Mann Zugangsplaketten für unsere Zimmer und sollten uns in einer Tonta wieder auf dem Landedeck treffen. Schlussendlich rückte er heraus, was uns hier erwartete. Es ging um Karaketta-Rennen, sowohl in der Atmosphäre als auch im Weltraum. Herrlich!

Nach einer Tonta fanden wir uns alle wieder auf dem Landedeck ein. Wir erhielten eine kurze Einweisung in den Gebrauch der Karakettas. Uns wurde gesagt, dass das Steuern der Fahrzeuge nicht so einfach wäre: Ausgestattet mit starken Triebwerken und zuschaltbaren Turbos war hier Fingerspitzengefühl gefragt. Jede kleine Änderung an der Steuerung hätte wesentlich größere Richtungsänderungen der Karaketta zur Folge. Und wenn man nicht aufpasste, konnte man sich den Turbo und mehr ruinieren. Nach der Einweisung wurden die Startpositionen ausgelost. Ich startete als Nummer zwei, die Nummer eins zog ein gewisser ‚Celyntor‘.

Gleich nach dem Start konnte ich mit Hilfe des Turbos einen Vorsprung herausfliegen, den ich bis zum Schluss verteidigte. Einige Dutzend Quars über den Boden, vorbei an Bojen, die den Parcour markierten, flogen wir ein längliches Oval ab. Während des Fluges kollidierte ich mit Toptor, was leider dazu führte, dass meine Karaketta leicht beschädigt wurde. Ich flog ohne Reparatur weiter, ging das Risiko ein! Was sich genau hinter mir abspielte, kann ich nicht beurteilen, dazu forderte mir die Karaketta zu viel Aufmerksamkeit ab. ‚Zhytsugo‘ und ich lieferten uns ein Kopf an Kopf-Rennen bis zum Schluss. Später erfuhr ich, dass Toptor nochmals mit jemand anderem kollidierte und so den Anschluss verlor. Letztendlich flog ich als erster durch das Ziel. Es war, wie soll ich sagen, eine gewisse Bestätigung meines Könnens und Wissens. Mit dem Gefühl, im Atmosphärenflug gesiegt zu haben, wartete ich entspannt auf das Raumrennen.

Ein komplizierter, durch Prall- und Dämpfungsfelder abgesteckter Kurs um die Sonne und ein kurviger, enger Schlauch zum dritten Planeten erwartete uns. Auch hier konnte ich mich gleich nach dem Start des Rennens an die Spitze setzen, aber die Verfolger waren mir dicht auf den Fersen. Beim Umrunden der Sonne passierte mir, was nicht hätte passieren dürfen: ich streifte die Ausläufer eines Prallfeldes. Das Resultat war, dass meine Karaketta stark abgebremst wurde und ich mich mühsam aus den Ausläufern des Feldes befreien musste. Als ich wieder in den normalen Raum erreichte, stellte ich fest, dass alle anderen, wenn auch knapp, an mir vorbeigezogen waren. Mit dem Willen, doch noch zu gewinnen, versuchte ich mit Zuschaltung des Turbos den verlorenen Boden wett zu machen. Und musste gleich darauf feststellen, dass man sich manchmal zu viel zumutete. Ich kollidierte mit Tran-Atlan den 12., prallte daraufhin auf Zhyvitras Karaketta. Erneut schoss ich mit hoher Geschwindigkeit in ein Prallfeld und wurde unsanft abgebremst. Die Reparatur an der Karaketta (Triebwerk, Energieversorgung) kostete mich viel Zeit, mit langsamer Geschwindigkeit flog ich durch eine enge Passage, bis ich wieder den Parcour erreichte. Mit dem Gedanken, das Rennen zumindest würdevoll zu Ende zu bringen, flog ich den Parcour weiter ab. Das Ziel vor Augen, auf dem dritten Planeten mit minimalster Geschwindigkeit zu landen, holte ich Zhyvitra noch ein, die anscheinend Probleme mit der Karaketta-Steuerung hat. So wurde ich doch noch Vorletzter.

Tontas nach dem Rennen genossen wir dann unsere Feier und am nächsten Prago starten wir wieder Richtung Varynkor. Mit Auris hatte ich ein privates Gespräch unter vier Augen, aber… das gehört hier nicht her!

Ein Schmunzeln gleitet über mein Gesicht. Wenn ich heute daran denke, wie ich damals flog, läuft mir ein Schauer über den Rücken. Kein Vergleich zu den Raumrennen, an denen ich heute teilnehme, unter ganz anderen Umständen, anderen Voraussetzungen…und mit Ariol verbindet mich heute eine lockere Freundschaft. Schon lange sind die Differenzen, die damals zwischen uns gestanden hatten, ausgeräumt.

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Aber jetzt muss ich meine Sachen einpacken und mich auf dem Weg zum Treffpunkt der Raumrennen-Teilnehmer machen.