„Dem arkonidischen Imperium zu dienen, es vor inneren und äusseren Feinden zu schützen, Zhdopanda“.

  Direktor Antor Agh’len Kolamir nickte leicht und meinte dann: „Sie haben in Ihrem letzten Einsatz als befehlshabener Athor das 11. Karalak-Geschwader geführt?“

  „Ti’Ghen Zhdopanda“.

  Antor Agh’len Kolamir lehnte sich in seinem Sessel zurück, blickte einige Sekunden lang Charrut an und sagte dann: „Dann haben Sie bereits erste Erfahrungen als Athor im Kampfeinsatz gesammelt. Das ist sehr gut, vielleicht hilft es Ihnen. Es ist eigentlich unüblich, solchen Wünschen, wie Sie Ihr Harkon-Sicherheitschef Adar dom’tiga Emera heute ausgesprochen hat, nachzukommen, aber ich verstehe auch die Situation, in der sich Ihr Khasurn momentan befindet, Charrut del Harkon. Ich stelle Sie für die Dauer, für die Sie benötigt werden, von der Ausbildung frei. Ihnen ist aber sicherlich klar, dass Sie die Zeit, die Sie jetzt in der Ausbildung verlieren, nachlernen müssen ? Die Abschlussprüfungen sind nicht mehr allzuweit entfernt.“

  „Ti’Ghen Zhdopanda“.

  Charrut war verwirrt. Freigestellt? Die Situation seines Khasurns? Gut, das er bereits erste Kampferfahrungen als Athor eines Geschwaders hatte? Was war los? Antor Agh’len Kolamir blickte an Charrut vorbei in einem Bereich seines Büros, den Charrut bisher nicht eingesehen hatte und sagte dann: „Er ist ab sofort freigestellt, Zhdopan Adar dom’tiga Emera, Sie können Ihn gleich mitnehmen.“ Und an Charrut gewandt sagte er: „Sie können wegtreten!“ Charrut salutierte und konnte sich jetzt endlich umdrehen. Tatsächlich, dort, im hinteren Teil des Büros, wo sich eine Besprechungsecke mit Tisch und zwölf Sitzplätzen befand, stand gerade Harkons Sicherheitschef Adar dom’tiga Emera auf und kam auf Charrut zu. Er begrüßte Charrut und beide verabschiedeten sich von Antor Agh’len Kolamir und verließen sein Büro.

  Nachdem Sie auch das Vorzimmer hinter sich gelassen hatten, wandte sich Charrut an Adar dom’tiga Emera und fragte: „Was ist geschehen? Was ist mit unserem Khasurn? Klären Sie mich auf, während wir in mein Quartier gehen, damit ich einige persönliche Gegenstände einpacken kann.“

  „Edler, die Situation ist folgende“ begann Adar dom’tiga Emera zu erklären und erzählte, dass seit fünf Pragos Charruts Vater im Suhenu-System vermisst wird, welches er Zwecks einer Inspektion zusammen mit Onytia de’moas Chihan besuchte. Seine letzte Meldung war, das sie auf Derechu gelandet waren. Jeder Kontaktversuch war gescheitert, auch der Tato des Suhenu-Systems meldete sich nicht. Ein vorsorglich entsandtes Kurierschiff hatte sich auch nicht mehr gemeldet. Noch merkwürdiger war allerdings, dass nach geheimdienstlichen Erkenntnissen am Rande des Suhenu-System Raumschiffsbewegungen geortet worden waren, die es dort eigentlich nicht geben sollte. Adar dom’tiga Emera schloss seinen Bericht mit den Worten: „Ich hätte Eure Ausbildung nicht unterbrochen, Zhdopandel, aber Ihr seit der einzige ‚del Harkon‘ und designierter Nachfolger als Khasurnoberhaupt.“

  „Das war richtig so, ich danke Euch, Zhdopan Adar dom’tiga Emera.“

  „Ich bin mit einem schnellen Kurierschiff gekommen und habe mir erlaubt, in Euren Namen bereits einige Offiziere der Harkon-Flotte zu unterrichten. Alle sind ausschliesslich Offiziere, denen Ihr Vater hindertprozentiges Vertrauen entgegenbringen.“ sagte Adar dom’tiga Emera.

  „Sehr gut“ erwiderte Charrut. Seine Gesichtsfarbe hatte einen etwas helleren Teint angenommen. Das, was er gerade gehört hatte, konnte er fast nicht glauben. Seine Gedanken überschlugen sich: Was war als nächstes zu tun? Wo könnte sein Vater und diese Frau, Onytia de’moas Chihan, geblieben sein? Warum meldete sich der Tato Kerel nert’tiga Harkon nicht?

* * *

  Nachdem sie in Charruts Quartier angekommen waren, packte er schnell einige persönliche Gegenstände ein und hinterließ am Ksol-Terminal eine Nachricht, dass er wegen Familienangelegenheiten auf unbestimmte Zeit nicht erreichbar war; eine persönliche Nachricht übermittelte er an Onista. Gemeinsam machten Sie sich auf dem Weg zum Raumhafen von Varynkor-Etset.
Nachdem Sie auf dem Kurierschiff eingetroffen waren, zogen sie sich in ein Besprechungskabine zurück. Währenddessen erhielt das Kurierschiff Starterlaubnis und startete Richtung Harkon-System.

* * *

  Nach neun Tontas und fünf Transitionssprüngen war das Kurierschiff im Landeanflug auf Aticen, dem Werft- und Flottenstützpunkt-Planeten des Harkon-Systems. In den letzten beiden Tontas hatte Charrut mit verschiedenen Führungsoffizieren der Harkon-Flotte konferiert und Einsatzpläne ausgearbeitet; dem Start eines Verbandes von 20 Schiffen stand nichts mehr im Weg. Neue Erkenntnisse vom Suhenu-System lagen auch nicht vor. Charrut flog auf einem 200-Quars-Raumer mit; er hatte dies gegen den Willen von Pal’athor Esei nert’len Jasserin, einem guten Freund seines Vaters, durchgedrückt.

* * *

  Pal’athor Esei nert’len Jasserin gab die letzten Befehle an das Geschwader: Daraufhin vibrierten die Alarmgeber auf- und abschwellend durch alle Schiffe: Gefechtsalarm. Schotten wurden geschlossen, die Kampfanzüge wurden angelegt, alle Mannschaftsmitglieder wurden automatisch durch Sicherheitsgurte festgeschnallt. Eine Zehnteltonta später gingen alle Schiffe positronisch gesteuert gleichzeitig in die Transistion und tauchten am Rand des Suhenu-Systems wieder auf. Kaum waren die Schiffe rematerialisiert und die leichten Schmerzen im Nacken durch die Transition verflogen, schwoll schon der kristalliene Ton des Ortungsalarms durch die Schiffe.

  „50 feindliche Raumschiffe in unmittelbarer Nähe“ rief der Ortungsoffizier. „Alles Walzenschiffe der Mehandor, 30 davon sind 200-Quars-Raumer, der Rest kleinere Einheiten bis 120 Quars Größe; Entfernung 23.000 Quars!“